Der große Marsch
von Wolfram Lotz
Regie: Ulla Haehn
„Brüder und Schwestern, das unmögliche Theater ist möglich! Es gibt keinen Grund, mir das zu glauben, also tun Sie es trotzdem!“ (Wolfram Lotz)
Kommt und laßt Euch mit heiterer Unbefangenheit auf dieses unkonventionelle Stück ein und erlebt die von Lotz postulierte „Heilige Kollusion“ von Fiktion und Wirklichkeit.
Zum Inhalt
Den Reigen illustrer Gäste eröffnet – nicht ohne Grund – eine kesse Göre namens Anna. Sie sagt den Prolog auf. Ihre kindlich aufmüpfige Art lässt ein wesentliches Thema erahnen. Es geht um Widerstand. Widerstand leisten zu können, ist für Kinder in der Trotzphase sowie Pubertät eine der Selbstfindung dienliche, fantastische Entdeckung. So zieht sich das Thema Widerstand facettenreich durch das gesamte Stück, in dem eine Schauspielerin – begleitet vom Autor, dem um die Wahrheit ringenden Regisseur sowie einem Chor ein Panoptikum der Persönlichkeiten nacheinander zum Gespräch bittet. Mit autoritärer Überheblichkeit befragt, ja provoziert sie in teils entwürdigender Weise ihre Gäste, sodass der Zuschauer glauben könnte, einem Interview der Regenbogenpresse beizuwohnen. Josef Ackermann, Hamlet, Dieter Hundt, Patrick S., eine Gruppe Sozialhilfeempfänger sie sind ihre ersten „Opfer“.
Was zunächst in karikierender Weise als Kritik am gewollt politischen Theater beginnt, erfährt im zweiten Teil, ohne an Komik einzubüßen, eine Hinwendung zu existenziellen Fragen. Diese Wende kündigt sich an, wenn alle Schauspieler die Bühne stürmen, um in einer Performance die Wirklichkeit auf den Kopf zu stellen und mit absurden Skulpturen den Zuschauer ratlos (?) und nachdenklich (!) in die Pause zu entlassen.
Im zweiten Teil irritiert zu Beginn eine skurrile Begebenheit. Die Mutter des Autors tritt unerwartet auf. Doch dann wird es ernst. Die ständige Bedrohung der menschlichen Existenz durch den Tod und der verzweifelt absurde Versuch, jenen abzuschaffen, beschäftigt die nun aus dem Jenseits bzw. aus der Mythologie auftretenden Figuren. Lewis Paine, Felix Leu, Bakunin sowie Prometheus mitsamt den 50 Töchtern des Meeresgottes Nereus geben uns die Ehre. Mit der Schauspielerin geschieht indes eine bemerkenswerte Veränderung. Zunehmend verwandelt sich ihre anfängliche Überlegenheit in Ohnmacht, bis ihr wachsender innerer Widerstand gegen die ihr zugedachte Rolle in einen Wutausbruch eskaliert und sie die Bühne verlässt.
„Brüder und Schwestern das Theater ist der Ort, an dem die Fiktion in Wirklichkeit umgewandelt wird. Jaja, aber dann lasst uns das auch machen!“ (Zitat Wolfram Lotz)
Vorstellungen:
Freitag 14.10.2016
Samstag 15.10.2016
Freitag 21.10.2016
Samstag 22.10.2016
Freitag 28.10.2016
Samstag 29.10.2016
Ort: Kulturhaus Alte Madlschule. Schulgasse 3, 83646 Bad Tölz